Wildrettung
Jedes Jahr werden in Oberösterreich Hunderte von Rehkitzen, Feldhasen, Rebhühnern, Fasanen sowie von Kiebitzen, Feldlerchen und anderen Wildtieren durch den Einsatz von maschinellen Mähgeräten verletzt oder getötet (= vermäht). Mit bestimmten Maßnahmen vor und während der Mahd könnte eine erhebliche Anzahl von Wildtieren gerettet werden.
Laut Meldungen der Oberösterreichischen Jäger werden im gesamten Land jährlich zwischen 3.000 und 5.000 Rehe vermäht. Wie viele Tiere es tatsächlich sind, hängt vor allem vom Zeitpunkt des ersten Schnittes im Grünland ab. Wenn etwa witterungsbedingt erst Ende Mai oder später gemäht werden kann und der Grünlandbestand bereits sehr hoch steht, dann ist auch das Risiko groß, dass junge Kitze diese Deckung nicht verlassen und so eher vermäht werden. Auch Feldhasen, Rebhühner, Fasane, aber auch Füchse und kleinere Wiesenbrüter fallen den Mähwerken oft zum Opfer, manchmal sogar ohne dass dies überhaupt bemerkt wird.
Versteckt und bewegungslos
Das Reh als ursprünglicher Buschrandzonenbewohner findet seinen optimalen Lebensraum in strauchreichen Mischwäldern mit Feld- und Wiesenanteilen, wobei der Nachwuchs meist auf offenen Flächen zur Welt gebracht wird. Die Kitze werden von den Geißen nach Möglichkeit in südexponierten Wiesen „gesetzt“. Die Zeichnung des Fells, eine Minimierung des Körpergeruchs in den ersten Lebenswochen und das angeborene „Sich-Drücken“ bei einem sich nähernden Feind haben über Jahrtausende gut funktioniert. Heute sind diese Schutzmechanismen aber oft tödlich, denn die Zeiten, als die Wiesen noch von Hand oder per Handmotormäher gemäht wurden und die Tiere rechtzeitig flüchten konnten, sind längst vorbei. Heute werden vielfach größere Wiesenflächen mit leistungsfähigen, breiten Mähwerken, hohen Mähgeschwindigkeiten und deutlich kürzeren Mähzyklen bearbeitet. Vor allem in Grünland-Gunstlagen hat dies zu einem drastischen Einbruch der Bestände von Feldhasen, Federwild und kleineren Bodenbrütern geführt.
Vorbeugende Maßnahmen
Wer während der Mähzeit durch das Land fährt, sieht häufig auf den Wiesen von Jägern und Landwirten aufgestellte, an Stangen flatternde Kunststoffsäcke sowie Baustellenlampen. Mit diesen am Vorabend der Mahd aufgestellten Scheuchen sollen die Rehgeißen veranlasst werden, in der Nacht ihre Kitze aus der Wiese herauszuholen und diese in nicht gefährdete Wiesen oder im Wald abzulegen. Wichtig ist dabei, dass dies erst am Tag vor dem Mähen durchgeführt wird, da sich sonst das Wild schnell an diese Maßnahmen gewöhnt und der gewünschte Effekt ausbleibt. Deshalb sollten die Wildscheuchen auch wieder weggenommen werden, wenn beispielsweise wegen eines Wetterumbruchs nicht gemäht werden kann. Allheilmittel ist diese Methode zwar keines, kommt es doch in der Praxis immer wieder vor, dass trotz Scheuchen die Kitze in den Wiesen belassen werden, vor allem unter Bäumen, trotzdem ist dies heute immer noch eine kostengünstige und einigermaßen effektive Art der Jungwildrettung.
Technische Wildretter, die an den Traktoren befestigt werden, weisen leider immer noch Mängel auf oder sind schlicht zu teuer, um sie in großen Mengen einzusetzen. Dies, obschon die neueste Wildrettergeneration Infrarot- und Mikrowellensensoren kombinieren, um Temperaturunterschiede und Wassergehalt der Umgebung zu messen. Wildtiere können so als „warmes Wasser“ von Wiese, Steinen und Boden unterschieden werden. Einzig Infrarotwildretter, die vom Jäger getragen – vor der Mahd – eingesetzt werden, zeigen bei richtiger Handhabung sehr gute Erfolge.
Diese Methoden der „Wildrettung“ sind jedoch fast unbrauchbar bei Feldhasen und Bodenbrütern, da Junghasen und Gelege zwar gefunden, dann aber aufzuziehen bzw. auszubrüten wären, wobei ersteres sehr schwierig ist. Eine Kombination mit einer Umstellung der Mähmethode ist deshalb anzustreben.
Eine weitere Methode, die zumindest subjektiv von sehr guter Wirkung ist, ist der Einsatz von Wildrettersirenen, die mittels Magnet auf das Mähwerk oder am Traktor montiert werden. Der Ton der Sirenen veranlasst Wildtiere auszulaufen und werden somit gerettet und das Futter nicht verunreinigt. Bei Rehkitzen, dessen Drückinstinkt noch vorhanden ist, bringen diese Sirenen aber auch nichts.
Angepasste Mähmethoden zum Schutz von Wildtieren
Das herkömmliche Vorgehen, am Feld- bzw. Wiesenrand mit dem Mähen zu beginnen, führt dazu, dass Wildtiere immer in die Mitte flüchten und dort am Ende vermäht werden (Abbildung 1).
Abbildung 1: Mähen von außen nach innen treibt die Wildtiere zusammen und verhindert das Ausflüchten in sichere Bereiche – diese Mähmethode sollte daher vermieden werden.
Eine einfache Umstellung der Mähmethode könnte zusätzlich vielen Wildtieren helfen. Das „Mähen von innen nach außen“ stellt eine wirksame Methode zur Reduktion des maschinenbedingten Mähtodes von Wildtieren dar. Durch diese Mähmethode werden die gefährdeten Tiere nach außen, in sichere Nachbarflächen „gedrängt“. Frisch gesetzte Tiere sowie Gelege werden dabei zwar nicht gerettet, aber Tieren im Alter von zwei bis drei Wochen ist eine Flucht bereits möglich. Untersuchungen in der Schweiz und Deutschland haben auch gezeigt, dass diese Methode für die Landwirte meist keinen größeren Zeitaufwand verursacht (Abbildungen 2-4).
Abbildung 2: Das Mähen von innen nach außen bietet den Wildtieren Fluchtmöglichkeit nach allen Richtungen – diese Methode ist sowohl mit Front- und Heckmähwerken als auch mit deren Kombination umsetzbar.
Abbildung 3: Auch diese Mähmethode ermöglicht den Wildtieren einen Rückzug in sichere Bereiche – allerdings ergibt sich hier für den Landwirt in den Wendebereichen ein Mehraufwand. Zur Arbeitserleichterung könnte eventuell zuerst noch das Ausmähen von drei der vier Randbereiche erfolgen, wodurch zumindest noch eine Fluchtrichtung offen bliebe. Diese Mähmethode eignet sich allerdings nur für Frontmähwerke oder Front-/Heckkombinationen.
Abbildung 4: Größere, vor allem langgestreckte Wiesenflächen könnten auch unterteilt werden und die Teilflächen jeweils mittels einer wildtierfreundlichen Mahdmethode geerntet werden.
Tatsache ist, dass viele Wildtiere vor dem Mähtod gerettet werden können, wenn Bauern und Jäger gemeinsam diese ökologischen und jagdwirtschaftlichen Schutzmassnahmen vornehmen. Die meisten der dargestellten wildtierfreundlichen Mahdmethoden verursachen keinen oder nur einen geringen Mehraufwand oder Kosten, sondern nur die Bereitschaft, es zum Wohle und Nutzen der Natur umzusetzen.
Die wohl wichtigste Voraussetzung, damit Mähopfer und deren Folgen vermieden werden können, ist das Gespräch zwischen Landwirt und Jäger.
Die auf den Traktor montierten Wildrettersirenen verursachen bei Rehkitzen, Feldhasen oder Fasanen und Rebhühnern Fluchten, die sie aus dem Gefahrenbereich der Mähwerke bringen. Somit wird die Silage oder das Heu nicht durch Tierkadaver verunreinigt.