Das Auerhuhn – uriger Vogel heimischer Gebirgswälder
Jetzt im April hat das Auerhuhn Paarungszeit, das urige Schauspiel der sogenannten Balz hat begonnen, wobei dieses Erlebnis nur wenigen Eingeweihten vorbehalten bleibt. Der zur Unterfamilie der Raufußhühner zählende Vogel kommt in Österreich nur mehr im montanen bis subalpinen Bereich vor – Gebiete wie das Mühlviertel sind bereits (fast) auerwildfrei.
Schuld daran hat nur in Einzelfällen die Übernutzung, also die falsche Bejagung. Hauptgrund für den Rückgang des Auerwildes in den letzten 40-50 Jahren waren vielmehr die Verände-rungen im Lebensraum dieser Wildart. Lichte, lückige und nadelholzdominierte Wälder, die Flächen mit üppiger Bodenvegetation aufweisen, waren bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhun-derts die Regel. Diese für das Auerwild optimalen Lebensräume waren bzw. sind in Österreich aber keine natürlichen, sondern sekundär durch intensive Holznutzung, Streunutzung und Waldweide entstanden. Die heutigen Bewirtschaftungsformen und der große Holzvorrat – es wird zu wenig durchforstet – verschlechtern allerdings zunehmend den Lebensraum für die Auerhühner. Zerschneidung durch Straßenbau und Zersiedelung kamen über die Jahre außerdem hinzu und trennten die noch tauglichen Auerwildgebiete. Raubfeinde wie Fuchs, Marder und Dachs haben, nicht zuletzt durch die Tollwutimmunisierung, zugenommen. Eine relativ große Anzahl an Gelegen dieses Bodenbrüters kann aber auch Nesträubern wie Eichel-häher, Aaskrähe, Kolkrabe oder Wildschwein zum Opfer fallen.
Ein wesentlicher Punkt, der für viele Belange in der Natur zutrifft, ist die Störung durch den Menschen, sei es durch Variantenschifahrer und Liftanlagen, durch Wanderer oder Mountain-biker, die sich nicht an die Wege halten. Negative Einflüsse entstehen aber auch durch spät-winterliche Holzarbeiten in Auerhuhnkerngebieten. Vor allem zur Zeit der Balz und der Kü-kenaufzucht können sich diese Störungen fatal für den Auerhuhnbestand auswirken – der in vielen Gebieten so wichtige Nachwuchs bleibt nämlich aus. Die Küken sind aber auch beson-ders empfindlich gegen Nässe und Kälte. Niederschlagsreiche, kühle Sommer wirken sich ungünstig auf den Fortpflanzungserfolg aus. Es kann sogar bis zum Totalausfall der Gesperre, das sind alle Küken einer Henne, kommen. Nicht nur, dass die Jungvögel öfter gehudert, also vom Muttertier gewärmt werden müssen, es bleibt ihnen auch weniger Zeit zur Nahrungsauf-nahme. Außerdem sind Insekten bei kalter Witterung schwieriger zu finden.
Warum „Raufuß“huhn?
Den Namen haben die Vögel der Tatsache zu verdanken, dass ihre Füße befiedert sind und die Zehen seitlich mit hornigen Stiften ausgestattet sind. Diese Hornstifte erleichtern bei Schneelage das Gehen und Graben, es tritt der sogenannte Schneereifen-Effekt auf.
Zur Lebensweise
Der Auerhahn unterscheidet sich von der Henne in seinem auffälligen Aussehen und seinem doppelt so großem Gewicht. Der polygame Vogel versucht möglichst viele Hennen zu treten (begatten) und sorgt sich nicht um die Aufzucht der Küken. Der Hahn muss also nur auf sich und nicht auf die Henne und den Nachwuchs achten und kann sich so das auffällige Ausse-hen leisten.
Die Nahrung besteht vornehmlich aus Pflanzen, lediglich im Frühjahr und Sommer nehmen die Hennen und vor allem die Küken tierisches Eiweiß in Form von Wirbellosen (besonders Ameisen) und deren Larven auf. Während der Wintermonate zehren die Tiere von ihren Re-serven und sind auf Tannen- und Kiefernnadeln angewiesen.
Auerhühner sind tagaktiv und obwohl sie ausgezeichnete Flieger sind, verbringen sie vor allem im Sommer viel Zeit am Boden. Im Winter verlagert sich ihr Leben mehr auf die Bäume, bieten diese doch Schutz und Nahrung.
Was kann also für diese faszinierende Vogelart getan werden?
Neben den fördernden Maßnahmen, die Waldbesitzer, Jäger und Naturfreunde setzen, kann jeder, der in den Lebensräumen des Auerhuhns als Wanderer, Mountainbiker, Schwammerl-sucher usw. unterwegs ist, durch einfache Verhaltensregeln (z.B. frühen Morgen- und späten Abendstunden meiden, Wege benutzen) mithelfen, dass der Auerhahn auch in den nächsten Jahren in den Bergen balzt.
Von Mag. Christopher Böck, Wildbiologe