„Was ist los im Winter?“ Schitouren, Schneeschuhwandern und Wildtiere

„Was ist los im Winter?“ Schitouren, Schneeschuhwandern und Wildtiere, OÖ LJV

Der Lebensraum unserer Wildtiere wird vom Menschen immer mehr genutzt, sei es durch den Straßen- und Siedlungsbau, durch die Land- und Forstwirtschaft oder durch den Erholungssuchenden. Dadurch werden aber auch Ruhebereiche dieser Tiere immer kleiner, ohne dass dies den meisten Menschen bewusst ist.

Durch Rücksichtnahme, überlegtes Handeln und Bewusstseinsbildung können jedoch negative Auswirkungen auf Wildtiere und deren Lebensraum vermieden bzw. verringert werden. Und vor allem im Winter, wenn Nahrung und Verstecke knapp werden, können Sportarten wie Schitourenlauf und Schneeschuhwandern diese Situation verschlechtern.

Nicht nur Freizeitaktivitäten in der Natur, sondern auch die Jagd wirken sich auf die zeitlichen und räumlichen Verhaltensmuster von Wildtieren aus. Deshalb beginnt die Schonzeit auf Reh, Hirsch, Gams und andere Wildarten spätestens Ende Dezember. Durch Ruhe in den Einständen (Wohnzimmer) des Wildes können die natürlichen Anpassungsmechanismen der Wildtiere an den Winter funktionieren. Diese sind ein dichteres Fell, weniger Bewegung, Zehrung von den Fettreserven und Reduktion des Stoffwechsels (langsamerer Herzschlag).
Die Bereiche, wo Ruhe besonders wichtig ist, sind beispielsweise Fütterungen (für Rehe und Hirsche) und Gebiete, wo Tiere wie Gämsen, Birk-, Auer- und Schneehühner ihre natürlichen Nahrungsquellen aufsuchen.
Vor allem plötzliche und unberechenbare Störungen (abseits von Wegen und Pisten) wirken sich besonders negativ aus. Zeitlich gesehen spielen Störungen vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung, also zur Hauptzeit der Nahrungsaufnahme eine große Rolle.
Rehe, Hirsche und Gämsen versuchen sich den Störungsquellen großräumig zu entziehen und verbrauchen vor allem bei hoher Schneelage viel Energie bei ihren Fluchten. Andere Tiere suchen ihr Heil im Verstecken. Dabei senken sie die Herz- und Atemfrequenz noch mehr ab, um einerseits Energie zu sparen und andererseits die körpereigenen Geräusche herabzusetzen, damit der „Feind“ besser wahrgenommen wird. Bei geringer Distanz der Gefahrenquelle wird die Herz- und Atemfrequenz plötzlich enorm gesteigert und die Tiere sind fluchtbereit. Dabei und bei der Flucht selbst wird eine große Menge an Energie verbraucht. Diese Energie muss durch Nahrungsaufnahme wieder zugeführt werden, was bei wiederholten Störungen trotz vermehrter Fressaktivität zum Hungertod führen kann – die Nahrung im Winter ist karg.

Ich möchte keinen Menschen, der seine Tätigkeit in der Natur ausübt in seinem Tun einschränken oder diskreditieren, sondern dazu beitragen, dass durch Wissen über, Verständnis für und Rücksichtnahme auf die Natur, die wir allen schätzen und nicht zuletzt für unser Wohlbefinden brauchen, die Beunruhigung der Wildtiere in ihrem Lebensraum möglichst gering halten. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass ein Konsens zwischen den Naturnutzern – und das sind wir alle – möglich ist und dadurch alle profitieren – Wildtier und Mensch.

Schitourenplanung mit Rücksicht auf Wildtiere

  • Bitte beachten Sie Markierungen und Hinweistafeln sowie Anweisungen des Jagd- und Forstpersonals.
  • Ruhezonen und Schutzgebiete für Wildtiere respektieren, Winterfütterungen großräumig umgehen, Lärm vermeiden, markierte Wege nicht verlassen.
  • Dem Wild nach Möglichkeit großräumig ausweichen. Wildtiere nur aus Distanz beobachten, nicht weiter nähern oder nachfahren/gehen.
  • Eine Stunde vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang sollten der Wald und die darüber liegenden Freiflächen den Wildtieren gehören (wichtige Aktivitätszeiten – Nahrungsaufnahme)
  • Benutzen Sie im Waldbereich für den Aufstieg als auch die Abfahrt die Forststraße. Niemals durch Aufforstungen und Jungwuchsflächen auf- bzw. absteigen.
  • An der Waldgrenze: Ausreichend Abstand zu Einzelbäumen oder Baumgruppen halten (Aufenthaltsbereich von Birkhühnern, Schneehasen usw.).
  • Befahren Sie Hänge oberhalb der Waldgrenze nicht ganzflächig. Zwischen den Abfahrtsrouten müssen Ruhe- und Rückzugsgebiete für Wildtiere verbleiben.

Ein Artikel von Mag. Christopher Böck / Oö Landesjagdverband
www.ooeljv.at

Den Artikel (als Word-Dokument) sowie das Foto in druckfähiger Auflösung finden Sie links in der Downloadbox oder Sie fordern die Daten in unserer Geschäftsstelle an. Wir bitten um Quellenangabe!

 

   
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