Bezirksjagdhundereferent Michael Carpella im Portrait
Jagdhundereferent Michael Carpella gibt kurzen Einblick über seine Arbeit mit Jagdhunden
Im Brotberuf ist Michael Carpella aus Bad Leonfelden als Schulbusfahrer und selbständiger Versicherungsagent tätig. Doch in seiner Freizeit hat er sich einer ganz bestimmten Leidenschaft verschrieben: der Jagd, vor allem den Jagdhunden. Als Jagdhundeführer ist der 54-Jährige als Bezirkshundereferent für die Ausbildung der Jagdhunde der Ansprechpartner Nummer eins. Was das genau bedeutet, verrät der verheiratete Vater dreier erwachsener Kinder (und sechs Enkelkinder) im Tips-Talk. Jagd, Jagdhunde, Jagdhornblasen und Waldpädagogik – Michael Carpella ist ein Mann vieler Interessen. Ganz klar sichtbar ist hier die Verbindung zur Natur: „Ich bin Jäger und Jagdhundeführer seit 1994. Meine Frau Sonja stammt aus einer Jägerfamilie, ihr Vater lernte mir alles über die Jagd, da war es für mich selbstverständlich die Jagdprüfung zu machen“, berichtet der Naturbursch. Auch seine Gattin ist Jägerin und Hundeführerin, als Familie „führen“ sie – so heißt es wohl im Jägerlatein – eine Deutschlanghaar- und eine Große Münsterländerhündin. Die beiden Vierbeiner gehören zu den langhaarigen Vorstehhunden (siehe Infobox Jagdhunde unten). Im Bezirk Urfahr gibt es 155 geprüfte Jagdhunde, 31 befinden sich derzeit in Ausbildung.
Bezirkshundereferent – ein Einblick
In Oberösterreich hat der Bezirkshundereferent für die Ausbildung der gemäß OÖ. Jagdgesetz benötigten Jagdhunde zu sorgen: „Im Bezirk Urfahr habe ich die Aufgabe, mich um die Ausbildung zu kümmern. Es gibt für jede Jagdhunderasse einen Spezialverein und allgemeine Prüfungsvereine, als geschäftsführender Obmann beim Jagdhundeprüfungsverein-Linz betreue ich neben meinen Leistungsrichterkollegen auch eine Kursgruppe. Um den Jagdhunden die verschiedenen Prüfungsfächer lernen zu können, ist es notwendig in verschiedenen Revieren zu arbeiten. Die Prüfungsfächer für Vorstehhunde setzen sich in Feldarbeit, Wasserarbeit und Waldarbeit zusammen“, gibt Carpella einen kleinen Einblick in seine Leidenschaft.
Jagdhunde – im Überblick
Allerdings kann nicht jeder Hund ein Jagdhund werden, denn: „Es werden nur die in Österreich anerkannten Jagdhunderassen mit FCI (Federation Cynologique Internationale) gültigen Papieren als Jagdhund akzeptiert“, weiß der Bad Leonfeldner. Es gibt in Österreich 88 zugelassene Jagdhunderassen in ihren Untergruppen: Erdhunde, Schweißhunde, Vorstehhunde, Jagende Hunde, Stöber- und Apportierhunde. Jagdhunde erfüllen nicht nur jagdliche Zwecke, sondern tragen auch zum Tierschutz bei, indem sie bei Wildunfällen im Straßenverkehr bei der Nachsuche eingesetzt werden: „Verletzte Wildtiere können so schneller versorgt werden, was unnötiges Leid verhindert. Damit erfüllen Jagdhunde auch einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag“, klärt der Carpella auf und ergänzt: „Jedes Revier hat jagdliche Herausforderungen zu diesem Zweck wurden verschiedene Spezialisten von Jagdhunderassen gezüchtet.“
Die Jagdhundeausbildung beginnt meistens bereits im Spätherbst mit den Junghunden und wird gemäß Prüfungsart regelmäßig bis zu den Prüfungen durchgeführt. Rassespezifisch gibt es eine Vielzahl von Prüfungsarten, die in Oberösterreich nur vom OÖ-Landesjagdverband angebotenen Prüfungen und in Österreich vom ÖJGV (Österreichischer Jagdgebrauchshunde Verband) anerkannt werden. Die Kosten sind je nach Prüfung und Kurs unterschiedlich angesetzt.
Die Kurse werden über die Rassespezialvereine und die Prüfungsvereine des ÖJGV (Österreichischer Jagdgebrauchshunde Verband) angeboten, sowie über die Bezirkshundereferenten der Landesjagdverbände. Bei einem Vorstehhund beginnen die Prüfungen mit ca. einem Jahr mit der Anlagenprüfung, folgend im Herbst mit der Feld- und Wasserprüfung, ab dem zweiten Jahr wird die Vollgebrauchsprüfung durchgeführt. In Oberösterreich gibt es die Brauchbarkeitsprüfung vom OÖ. Landesjagdverband, bei der die Jagdhunde als fertige Gebrauchsjagdhunde zertifiziert werden. „Es gibt auch Sonderprüfungen wie die Bringtreueprüfung sowie verschiedene Schweißsonderprüfungen“, spricht der Mühlviertler Jäger aus Erfahrung, der nach einer dreijährigen Ausbildung beim Österreichischer Jagdgebrauchshunde Verband mit anschließender Prüfung jetzt berechtigter Leistungsrichter für Vorstehhunde ist. „Das ist als reines Hobby zu sehen, leben kann man davon nicht“, klärt Carpella auf.
Vorurteile
Ob es denn auch Vorurteile über Jagdhunde und ihre Herrl in der Gesellschaft gibt? „Auch wir haben Jäger, die sich einen Jagdhund kaufen und dann keine Zeit für diesen haben – oder schlichtweg mit der Ausbildung überfordert sind. Das sieht die Öffentlichkeit immer kritisch. Daher ist die Beratung vor dem Kauf und die folgende Ausbildung des Jagdhundes – und auch seines Führers – unumgänglich“, betont Carpella. Für ihn ist aber auf jeden Fall der Jagdhund der treueste Gefährte – und zwar in jeder Lebenslage und vor allem sein verlässlicher Jagdkollege im Revier. Der leidenschaftliche Jäger hat seit seiner Kindheit mit Hunden zu tun: „Für mich wäre ein Leben ohne Hund nicht denkbar. Natürlich muss man sein Leben anders planen, wie den Urlaub, Tagesfahrten, den Alltag, aber das hat mich nie gestört“, verrät er im Tips-Interview ganz ehrlich und betont: „Meine Frau Sonja ist auch Jägerin und Hundeführerin. Ohne ihre großartige Unterstützung wäre ein solches Leben nicht so leicht, ich danke Sonja für ihre Unterstützung. Auch meine Kinder und Enkelkinder sind Hundeliebhaber, sie wachsen alle mit Hunden auf.“
Abschließend zitiert Carpella noch Schauspieler Heinz Rühmann: „Natürlich kann man ohne Hund leben – es lohnt sich nur nicht!“
Bericht in der Tipsausgabe vom 19.1.2023