Bezirksjägertag 2024

Bezirksjägertag 2024, OÖ LJV

Jagd im Wandel: Wie die Jägerschaft auf die Herausforderungen reagiert

1500 Jägerinnen und Jäger gibt es in den beiden Bezirken Steyr und Steyr-Land. Knapp 400 von ihnen versammelten sich vergangenen Samstag beim Bezirksjägertag im Mehrzwecksaal Garsten, der damit bis auf den letzten Platz gefüllt war. Dies spiegelt den großen Zusammenhalt innerhalb der Jägerschaft wider.

Die Welt erlebt derzeit in vielerlei Hinsicht einen Wandel. „Veränderung ist eine Gesetzmäßigkeit der Natur. Aber momentan schreiten viele Entwicklungen sehr rasant voran“, betonte Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner beim Steyrer Bezirksjägertag. Diese Veränderungen machen auch vor der Jagd in Oberösterreich nicht Halt. Der Klimawandel erfordere einen Umbau der Wälder. „Ob es uns schmeckt oder nicht: In manchen Regionen werden wir über eine Anpassung des Wildbestandes nachdenken müssen.“ Dies sei jedoch nicht der einzige Faktor der darüber entscheide, ob hierzulande klimafitte Wälder aufkommen können.

Lebensraum der Wildtiere verändert sich

Pauschale Schuldzuweisungen Richtung Jagd und Wild lehnt Sieghartsleitner daher kategorisch ab. „Das Wild hat unsere Wälder nicht kaputt gemacht.“ Er fordert daher mehr Respekt vor Wildtieren: „Die Wildtiere haben ihre Lebensweise nie verändert, der Mensch dagegen schon“, und zielt damit auch auf die immer größere Zahl an Freizeitnutzern ab, die immer weiter in die Lebensräume der Wildtiere eindringen.
Auch Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger betonte die Herausforderung des Klimawandels für die Land- und Forstwirtschaft. „Der Lebensraum für die Wildtiere verändert sich. Das macht die Jagd nicht einfacher.“
Die Jägerschaft passe sich diesen Veränderungen bereits an. So setzen sich in den Bezirken Steyr und Steyr-Land 1500 Jägerinnen und Jäger tagtäglich für den Lebensraum der Wildtiere ein. Bezirksjägermeister Rudolf Kern will mit Augenmaß und Gespür die Jagd in die richtige Richtung lenken: „Es gibt aber auch für uns klare Linien, denn wir dürfen uns das Herz der Jagd nicht nehmen lassen.“

Abschusspläne mehr als erfüllt

Als zuständige Behörde ist die Bezirkshauptmannschaft darauf bedacht, einen Ausgleich der vielfältigen Interessen von Landwirtschaft und Jägerschaft zu schaffen. Barbara Spöck, Bezirkshauptfrau von Steyr-Land ging in ihren Ausführungen auf die Erfüllung der Abschusspläne ein. Diese wurden auch in diesem Jagdjahr 2023/24 sowohl bei Rotwild (125 Prozent) als auch beim Rehwild (103 Prozent) wieder übererfüllt. „Die Jägerschaft kommt damit ihrem gesetzlichen Auftrag nach und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Ökosysteme für unsere wunderschöne Natur im Bezirk.“
Beim diesjährigen Bezirksjägertag wurde auch der Beutegreifer Wolf und die damit verbundene Angst der Bevölkerung thematisiert und debattiert. Auch im Bezirk Steyr-Land gab es in den vergangenen Jahren nicht nur zahlreiche Sichtungen, sondern auch Risse an Wild- und Nutztieren. Langer-Weninger verwies darauf, dass durch eine Verordnung des Landes Oberösterreich die Entnahme von Risikowölfen möglich gemacht wurde.

Neues Jagdgesetz ab 1. April in Kraft

Mit Beginn des neuen Jagdjahres am 1. April 2024, tritt in Oberösterreich das neue Jagdgesetz in Kraft. Diesem gingen intensive Verhandlungen in den vergangenen beiden Jahren voraus. Landesjägermeister Sieghartsleitner sprach in diesem Zusammenhang von einem „guten Kompromiss“, für beide „primären Landnutzer“ nämlich Jäger- und Bauernschaft.
Langer-Weninger, die selbst vergangenes Jahr die Jagdprüfung erfolgreich abgelegt hat, sind somit sowohl die Anliegen der Bauern- als auch der Jägerschaft bestens bekannt. „Es gibt in Oberösterreich knapp 30.000 landwirtschaftliche Betriebe und 20.000 Jägerinnen und Jäger. Auch zusammengerechnet sind wir nur eine kleine Gruppe, die jedoch einen großen Auftrag und viel Verantwortung hat.“

Die neue Bezirksbauernkammer-Obfrau Regina Aspalter ist davon überzeugt, dass es geregelte Zuständigkeiten, Dialogbereitschaft und gegenseitige Wertschätzung brauche, um die Herausforderungen lösen zu können: „Landwirte und Jäger sitzen im gleichen Boot. Die Gesellschaft hat kaum noch Ahnung was Wild und Wald brauchen. Daher ist mehr Verständnis und Bewusstseinsbildung sowie ein Miteinander von Bauern- und Jägerschaft notwendig.“

Jagd ist kein Hobby sondern bedeutet Verantwortung

Die Jagd werde laut Sieghartsleitner nur dann weiter erfolgreich sein können, wenn sie auch mit Leidenschaft und Freude verbunden ist. „Der Großteil der Jägerinnen und Jäger übt die Jagd in ihrer Freizeit aus. Jagd kann aber niemals Hobby sein, da damit viel zu viel Verantwortung verbunden ist.“ Bei der Ausübung des Waidwerks brauche es daher eine hohe jagdliche Ethik, Nachhaltigkeit und Moral: „Die Waidgerechtigkeit darf niemals unter die Räder kommen, wenn es um die großen Ansprüche unserer Zeit geht.“

Die Jagd wird jünger und weiblicher

Dass das Interesse an der Jagd weiter ungebrochen ist, zeigen auch die hohen Teilnehmerzahlen bei den Jagdkursen in den beiden Bezirken. Laut Bezirksjägermeister Kern werden auch heuer wieder knapp 70 Personen zur Jagdprüfung, die im Volksmund auch „Grüne Matura“ genannt wird, antreten. Für Landesjägermeister Sieghartsleitner ist dieser enorme Zulauf ein Zeichen dafür, dass die Werte der Jagd auch heute noch zeitgemäß sind. Zudem werde die Jägerschaft immer jünger und weiblicher: „Der Frauenanteil in den Jagdkursen beträgt mancherorts mittlerweile schon 30 bis 50 Prozent und die weibliche Energie ist eine Bereicherung für die Jagd.“

   
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