Unsere Grenzen
Im Zeitalter der Digitalisierung, der vielen verschiedenen, sich ständig vermehrenden technischen Möglichkeiten und des gesellschaftlichen und kulturellen Wandels, ist die Eigenverantwortung der Oö. Jägerschaft enorm gefordert. Traditionen und gewachsene Werte treffen auf Moderne und Veränderung.
Allein der Anspruch unserer freilebenden Wildtiere bleibt immer der Gleiche. Gebiete, um in Ruhe Nahrung aufzunehmen und entsprechend zu verwerten (z.B. zum Wiederkauen), Rückzugsmöglichkeiten zur Fortpflanzung und Aufzucht des Nachwuchses sowie natürliche Alters- und Sozialstrukturen sind die wichtigsten und immerwährenden Voraussetzungen zur langfristigen Erhaltung verschiedenster Wildarten.
Die zahlreichen unterschiedlichen menschlichen Nutzungsformen können das Wild aber in starke Bedrängnis bringen. Wir werden in Zukunft verstärkt die Stimme für das Wild erheben, um diese bescheidenen, aber so wichtigen Überlebensnotwendigkeiten aufzuzeigen und deren Beachtung einzufordern.
Genauso wichtig ist es, unsere eigenen Grenzen bei der Jagd zu erkennen und zu respektieren. Technik kann Fluch und Segen zugleich sein und der Zweck heiligt nicht immer die Mittel! Nicht alles, was am wachsenden Markt angeboten wird, ist für die Jagd von heute und morgen vernünftig und vertretbar. Der rechtliche Rahmen wird im neuen OÖ Jagdgesetz und den dazugehörigen Verordnungen geregelt und mit den Richtlinien des OÖ Landesjagdverbandes ergänzt. Die Anwendung von moderner Technik in der Jagd kann unsere Arbeit unterstützen, darf aber, neben den rechtlichen Rahmen, keinesfalls weidgerechtes Verhalten, jagdmoralische oder jagdethische Grundsätze in Frage stellen oder gar ausschalten.
Jagd ist ein ganzheitliches Naturerlebnis mit vielen Facetten und individuellen Zugängen. Dem freilebenden Wild nachzustellen, das Streben nach Beute bis zur Erlegung, ist eine überaus verantwortungsvolle Landnutzungsform in Verbindung mit tiefer Leidenschaft.
Das Wild, dessen Lebensweisen, die Lebensräume mit unterschiedlichen Funktionen zu verstehen, ist auch in Zukunft die Basis und die Berechtigung für unsere Jagd. Die Wahrung von Fairness, Respekt und Weidgerechtigkeit, das Spüren mit allen Sinnen, bleibt das unverrückbare Wesen der alpenländischen Jagd.
Unsere Grenzen bleiben ebenfalls eine unverzichtbare Dimension für verantwortungsvolle und zukunftsorientierte Jägerinnen und Jäger.
Weidmannsheil,
Euer Herbert Sieghartsleitner