Jungwildrettung mit Scheuchen, Sirenen und Mähschema

Jungwildrettung mit Scheuchen, Sirenen und Mähschema, OÖ LJV

Drei bewährte Methoden zum Erfolg am Beispiel einer Jagdgesellschaft

Ein Artikel von Leo Wiesinger und Sepp Amering (Unterausschuss für Artenvielfalt und Prädation des OÖ Landesjagdverbandes)

Eine der wichtigsten Hegeaufgaben im Niederwildrevier ist von April bis Juni die Jungwildrettung vor dem Mähtod. Obwohl heutzutage Drohnen zur Kitzsuche immer beliebter werden, gibt es dennoch auch andere altbewährte Mittel zur Rettung von Jungwild. So haben wir als Jäger und Grundbesitzer selber in den letzten 50 Jahren zahlreiche Erfahrungen mit verschiedenen Kitzrettungsmethoden gemacht. Außerdem können wir die Rehwildabschüsse zur Zufriedenheit der Verjüngung im Wald und somit der Grundbesitzer und des Forstdienstes gut erfüllen. Alte Böcke sind keine Seltenheit.

Diese nachhaltige jagdliche Bewirtschaftung ist auch durch unsere konsequente Kitzrettung möglich. Davon profitiert natürlich auch der Hasenbesatz.

Drei bewährte Prinzipien, kombiniert für den Erfolg:

1. Scheuchen

Scheuchen

Seit Jahren werden Scheuchen mit blauen oder schwarzen Müllsäcken, die stark knistern, verwendet, welche am Vorabend in die Wiesen mit einem Abstand von etwa 50 bis 70 Metern gesteckt werden. Oftmals nicht genau in der Mitte, bei schmalen Wiesen auch am Rand, z.B. gegenüber einer sicheren Deckung.

Die eigentliche Vergrämung erfolgt optisch und durch Knistern der Plastiksäcke bei Wind. Die Geiß holt ihr Kitz über Nacht aus dem Gefahrenbereich.

Der Grundbesitzer sammelt während der Mäharbeit die Scheuchen und lagert diese am Wiesenrand zur Abholung. Wird nicht gemäht, werden die Scheuchen spätestens nach zwei Tagen wegen des Gewöhnungseffektes entfernt.

Der Grundbesitzer sammelt während der Mäharbeit die Scheuchen und lagert diese am Wiesenrand zur Abholung.

Jagdhund
Der Jagdhund ist beim Aufstellen der Scheuchen immer dabei, verursacht Störungen für das Wild, vertreibt es mitunter und lässt seine Witterung zurück.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Wildrettersirene am Traktor bzw. am Mähgerät

Alle größeren Grünlandbesitzer wurden von unserer Jagdgesellschaft kostenlos mit Wildrettersirenen ausgestattet. Für kleinere Betriebe haben wir Wechselgeräte, welche wir koordiniert nach Bedarf zum Mäheinsatz zur Verfügung stellen und wieder abholen.

Kitze flüchten erst ab einem Alter von etwa einer Woche, weshalb nur die Kombination mit Scheuchen erfolgreich ist. Durch den Einsatz der Sirene kann aber der Mähverlust beim Hasenbesatz stark reduziert werden. Die Sirenen werden jährlich von uns vor dem Beginn der Mäharbeiten bei den Grundbesitzern auf Funktionstauglichkeit überprüft.

Sirene

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Mähschema anpassen

Beim üblichen Mähvorgang „von außen nach innen“ fliehen die Junghasen teilweise immer wieder in die Restwiesenstreifen und werden deshalb trotz Aufschrecken durch die Sirene gemäht. Das gleiche passiert auch bei Fasanhennen und Rebhühnern.

Durch das Mähen „von innen nach außen“ können vor allem Junghasen sowie Fasanhennen und Rebhühner mit Küken in die angrenzenden Flächen fliehen.

Und so geht´s: Einmal wird außen rundum ausgemäht, dann wird nur mehr von innen nach außen gemäht.

Die Grundbesitzer werden ersucht, dieses Mähschema anzuwenden: Grafik_Mähschema_15x15cm

Siehe dazu auch in der Rubrik Rund um die Jagd zum Thema Wildrettung: 

Wildrettung

oder im Internet, z.B. auf Google: Tierschutz Tipps für die Grasernte

Praxiserfahrungen und Informationen

Sehr guter Erfolg bei konsequenter Durchführung

• Die Mäharbeiten „brechen“ bei uns sehr häufig schlagartig aus. Vor allem bei Schlechtwettertagen, die durch ein Schönwetter-Zeitfenster unterbrochen sind, das von den Landwirten genützt werden muss.

• Das Ausstecken der Scheuchen erfordert eine vorausschauende Planung; also täglich auf den Wetterbericht achten.

• Enger (manchmal fast aufdringlicher) Kontakt zu den Grundbesitzern am Vortag. Wann wird wo gemäht, das ist ausschlaggebend für den Erfolg.

• Der frühe Setzzeitpunkt mancher Geißen ab Mitte April darf nicht übersehen werden.

• Das Aufstellen der Scheuchen endet nach der Spätmahd für das Pferdeheu etwa Ende Juni/Anfang Juli.

• Kitze werden von den Geißen in der Nacht aus dem Gefahrenbereich in angrenzende Kulturen gebracht. Die Geiß kümmert sich selbst um ihren Nachwuchs.

• Aufstellzeit der Scheuchen nach der üblichen Arbeitszeit am späteren Nachmittag oder Abend, Jägerinnen und Jäger können sich sehr leicht Zeit nehmen und benötigen keinen Urlaub. Jede Jägerin oder jeder Jäger kann alleine in seinem Revier diese Hegemaßnahme in einfacher Weise durchführen.

• Die Kosten für die Scheuchen sind vernachlässigbar, nur geringe Kosten für die Wildrettersirenen (über den OÖ Landesjagdverband erhältlich).

• In unserem Revierteil werden manchmal gleichzeitig Flächen von etwa 10 bis 20 ha gemäht. In den Genossenschaftsjagden gibt es aber meistens mehrere Revierteile mit sehr vielen großen und kleinen Grünflächen, die im gesamten Gemeindegebiet verteilt sind. So viele Flächen sind unserer Meinung nach, auch personell, nur mehr mit den vorgenannten, kombinierten Wildrettungsmethoden effektiv zu bewältigen.

• Manchmal (nicht zu unterschätzen) wird bei zweifelhafter Wetterprognose dann doch nicht gemäht oder umdisponiert. Als Grundbesitzer wissen wir sehr gut von den Schwierigkeiten der Wetterentscheidungen in der Landwirtschaft.

• Für den Landwirt stellen Tierkadaverteile in den Siloballen (Botulismusbakterien = gefährliche Leichengifte) ein großes Risiko für seinen Nutztierbestand dar. Daher besteht auch diesbezüglich eine hohe Kooperationsbereitschaft zur Jungwildrettung.

Selbstverständlich werden bei der Vergrämungsmethode mit Scheuchen immer wieder Kitze gemäht. Keine Jungwildrettung ist 100-prozentig.

Aber diese drei bewährten Prinzipien, „Scheuchen, Wildrettersirenen und Mähschema“ können in jedem Revier sofort, ohne hohe Kosten und Spezialkenntnisse, in einfacher Weise flächendeckend von jeder Jägerin und jedem Jäger umgesetzt werden.

Die Jägerinnen und Jäger verschaffen sich durch Jungwildrettung hohe Akzeptanz bei den Grundbesitzern und vermeiden Tierleid und Mähverluste.

 

 

 

   
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