Veränderungsbereitschaft mit Vernunft
Ein Winter mit völlig untypischem Gesicht liegt fast hinter uns. Waren es im Vorjahr große Schneemengen, die das Wild in vielen Teilen Oberösterreichs gefordert haben, so ist es heuer viel zu warm und manche Wildtiere erleben Anpassungsschwierigkeiten der ganz anderen Art.
Diese geforderte Flexibilität spielt sich nicht nur beim Wild ab, sondern auch wir Jäger müssen uns auf sehr unterschiedliche und häufig verändernde Bedingungen einstellen. In der Natur ist ja die ständige Veränderung eine logische und natürliche Gesetzmäßigkeit.
In der Jagd braucht es aber auch stabile Faktoren, vor allem, wenn es um unsere Werte, wie Weidgerechtigkeit, Naturverbundenheit, Bodenständigkeit und
Tradition geht. Unter dieser jagdlichen Werteordnung soll sich auch in Zukunft die Jagd in Oberösterreich abspielen. Der Einsatz von Nachzieltechnik, ausschließlich bei der Schwarzwildbejagung und vornehmlich im Zusammenhang mit der notwendigen ASP-Seuchenprävention, wird in Oberösterreich mit 11. März 2020 gesetzlich erlaubt. Es wird an den oberösterreichischen Jägerinnen und Jägern liegen, ob der Einsatz von mehr Technik Fluch oder Segen für die Jagd bedeutet.
Auf jeden Fall stellt uns diese Möglichkeit vor die Aufgabe, damit besonders verantwortungsvoll umzugehen. Jagdliches Handwerk wird auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil der oberösterreichischen Jagd bleiben. Die große Herausforderung wird es sein, die richtige Mischung aus notwendiger Veränderungsbereitschaft und der Wahrung unserer ideellen Werte zu finden.
Die oö. Jägerschaft ist auf diesem Weg und etabliert sich als verlässlicher Partner in der Natur und Lebensraumgestaltung sowie in der nachhaltigen Naturnutzung. Mit dieser Grundhaltung werden wir mit Kompetenz und Leidenschaft, mit Respekt und Selbstbewusstsein die Jagd in Oberösterreich leben und gestalten.
Euer Herbert Sieghartsleitner,
Landesjägermeister von Oberösterreich