Ein Schuss Weidgerechtigkeit

oder Jeder Schuss zählt: Ethik und Verantwortung in der Jagd
Jeder Schuss auf Schalenwild bedeutet Verantwortung! Es ist nur ein Augenblick, aber in dem entscheidet sich, ob unser Handeln weidgerecht ist. Und letztlich wollen wir einwandfreie Lebensmittel produzieren. Foto: Ales Maxa
Jeder Schuss auf Schalenwild bedeutet Verantwortung! Es ist nur ein Augenblick, aber in dem entscheidet sich, ob unser Handeln weidgerecht ist. Ideal ist natürlich der Blattschuss, der ein Treffer in die Lungen- und Herzregion, also die Kammer des Wildes, ist. Das Stück verendet schnell und liegt im Feuer, da lebenswichtige Organe in Sekundenbruchteilen verletzt werden Ziel sollte also sein, mit Respekt vor dem Wild und im Einklang mit der Weidgerechtigkeit zu handeln.
Auch die richtige Ansprache sowie die Wildbrethygiene spielen eine große Rolle und doch gibt es immer wieder Stimmen, die in diesem Zusammenhang den Trägerschuss als „wildbretschonend“ bezeichnen. Wer sich damit genauer beschäftigt, erkennt aber schnell den Irrtum: Ein Trägerschuss führt dazu, dass das Wild nicht oder schlecht ausschweißen kann. Das Wildbret verliert an Qualität und zieht sich beim Garen zusammen. Und das Wichtigste, der Trägerschuss birgt ein hohes Risiko für unsaubere Treffer und Tierleid, und ist nicht weidgerecht.
Fehlschüsse wie Drossel- oder Gebrechschüsse sind der Albtraum jedes Jägers und vor allem jedes Hundeführers, der zur Nachsuche ausrücken muss. Diese Nachsuchen sind eine Herausforderung für Hund sowie Führer und oft fast unmöglich. Vor allem bedeuten sie für das Wild unnötiges Leid.
Ein weiteres Thema kann die illegale Nutzung von Nachtzieltechnik zur Abschussplanerfüllung sein. Abgesehen davon, dass dies strafbar ist, stellt sich die Frage, ob dies noch wirklich Jagd ist, wenn die Technik das Wissen, die Hege und das Beobachten sowie die Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Wild ersetzt. Das Wild, vor allem Rotwild, wird scheuer, verlagert die aktiven Phasen weiter in die Nacht und in die Dickungen, sodass die Bejagung noch schwieriger, und die Jagd in der Gesellschaft verrufener wird. Es sollte nicht vergessen werden, dass Jägerinnen und Jäger mehr als reine Dienstleister sind und neben Aufgaben für die Natur und die Gesellschaft auch Fachwissen und ehrliche Arbeit einbringen.
Jagd ist eben weit mehr als das Erlegen von Wild. Sie ist das Verstehen und Begreifen der Natur, eine entschleunigende Tätigkeit in einer immer hektischeren Welt. Die Jagd lehrt uns auch Demut, Respekt und Geduld, auch wenn es allzu gefühlvoll klingt.
Die Frage, die sich letztlich jede Jägerin und jeder Jäger stellen sollte, lautet: Entspricht mein Handeln einerseits den Gesetzen und andererseits auch dem aufrichtigen Weidwerk?
Die Jagd ist durchaus ein Privileg, keine Selbstverständlichkeit. Mit jedem Schuss, mit jeder Handlung entscheiden wir, ob wir diesem Privileg im Sinne des Wildes und seines Lebensraumes gerecht werden.
Rupert J. Pferzinger
r.pferzinger@ooeljv.at / 07224 20 0 83 10
März 2025