Räuber- & Beutebeziehungen

Räuber- & Beutebeziehungen, OÖ LJV

Räuber-Beute-Beziehungen sind äußerst komplex. Die in der Natur so gut eingespielte Beziehung zwischen verschiedenen Arten in deren Lebensräumen, wurde durch die Veränderung der einzelnen Habitate durch die Menschen zum Teil gravierend gestört. Wir müssen also, wenn wir von Räuber-Beute-Beziehungen in unserer „Natur“ sprechen, immer von einer intensiv geänderten „Natur“ ausgehen.

Der Einfluss von Beutegreifern in der Kulturlandschaft

Die heutige Biodiversität in Europa ist hauptsächlich durch den Menschen entstanden, der die Natur zu seinen Vorteilen umgewandelt hat und so eine Kulturlandschaft entstanden ist. Durch die reich strukturierten Flächen, die in den vorigen Jahrhunderten nach den großen Waldrodungen entstanden sind, bildeten sich ökologische Nischen, die von verschiedensten Arten besetzt wurden. So sind zum Beispiel viele Arten der Feldflur (Rebhuhn, Feldhase, Feldlerche, Goldhamster, Hermelin u.a.) erst zur ersten Jahrtausendwende aus dem kontinentalen Osten nach Mitteleuropa eingewandert und heimisch geworden.

Das oft zitierte „In der Natur regelt sich alles von selbst“ stimmt heute nur mehr bedingt, da unsere Natur heute eine gewachsene Kulturlandschaft ist, deren Erhalt uns aber umso wichtiger sein sollte.

Der Einfluss von polyphagen Beutegreifern

(Nahrungsgeneralisten wie Rotfuchs, Steinmarder, Rabenkrähe, Elster, Habicht – letzterer ist in Oberösterreich ganzjährig geschont) kann in der Kulturlandschaft auf Arten, die mit dieser Situation nicht so gut zurechtkommen, enorm sein. Die Tollwutimmunisierung und das durch den Menschen verursachte reiche Nahrungsspektrum (Hausabfälle, Mülldeponien, Veränderungen in der Landwirtschaft, Fallwild durch den Kfz-Verkehr) bewirkten einen Anstieg der Kulturfolger um ein Vielfaches. Der Mensch verhilft also den „Gewinnern der Kulturlandschaft“ zu „unnatürlich“ hohen Bestandesdichten. Die natürlichen Regulatoren Krankheiten, gegenseitiges Zerstören der Bruten, intraspezifische (innerartliche) Konkurrenz und andere Faktoren sind entweder durch den Menschen ausgeschaltet oder abgeschwächt worden.

Durch eine Bejagung der Beutegreifer kann eine Reduktion der Bestandesdichte erfolgen, sodass die „Verlierer“ der Kulturlandschaft wie zum Beispiel das Rebhuhn, regional der Feldhase, das Auer- und Birkhuhn, aber auch geschützte Tiere, d.h. diejenigen, die nicht unter das Jagdgesetz fallen (z. B. diverse Singvögel, Reptilien), wieder eine höhere Bestandesdichte erreichen können.

Dass die Bejagung der Beutegreifer nur eine Symptombehandlung – wenn auch eine wirksame – ist, sollte nicht nur der Jägerschaft klar sein, sondern auch der nichtjagenden Gesellschaft. Um auch die Ursachen dafür zu entschärfen, führen Jäger und andere Naturschützer in Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern Lebensraumverbesserungen durch.

Raubwild„bekämpfung“ darf nicht sein

Vielen Jägern wird vorgeworfen eine „Raubwildbekämpfung“ durchzuführen, die natürlichen Ressourcen der Beutegreifer (Felle etc.) nicht zu nutzen und höchstens eine Mäuseüberpopulation zu schaffen. Raubwild„bekämpfung“ darf tatsächlich nicht sein, vielmehr aber eine Raubwildbejagung mit der notwendigen Ethik und dem Respekt vor der jeweiligen Tierart, der sogenannten Weidgerechtigkeit, die Tier-, Umwelt- und Naturschutz, als auch die nötigen rechtlichen Aspekte, beinhaltet.

Dass durch Beutegreifer Mäusepopulationen reguliert werden, ist schlichtweg falsch. Gemeint ist dabei der, vor allem in der Land- und Forstwirtschaft eventuell auftretende Schaden durch Mäuse (vor allem Feldmäuse). Die Mäusebestände sind aber hauptsächlich natürlichen Schwankungen unterworfen. Dabei spielen aber vor allem Futterknappheit und Witterung bzw. Krankheit und Parasiten eine große Rolle. Eine Besonderheit sei noch erwähnt: Feldmäuse sind in der Lage bei hoher Dichte von mehr territorialer zu sozialer Lebensweise überzugehen, um den Raumanspruch des Einzelweibchens zu verringern. Dadurch können noch mehr Tiere fortpflanzungsaktiv werden. Mit noch weiter zunehmender Dichte lässt die Fortpflanzungsleistung des Einzelweibchens nach. Erst wenn die Nahrung knapp bzw. der soziale Stress zu groß wird, sinken die Nachkommenzahlen sehr schnell. Auch Witterungsextreme, wie Dauerregen und Überschwemmungen, wie sie im August 2002 stattfanden, lassen Mäusepopulationen zusammenbrechen.

Beutegreifer sind somit nur ein kleines, fast unbedeutsames Rädchen im Faktorengefüge von Feldmauspopulationen, obwohl Feldmäuse die Hauptbeute für viele Raubwildarten sind.

   
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