Schnepfenzählung im Hegering 1
Schnepfenzählung im Hegering 1
Streifgebiete im Hegering 1
Aus einem belanglosen Gespräch über die Schnepfenzählung 2008 des Landesjagdverbandes OÖ ergab sich spontan ein Projekt zur Erfassung der Populationsdichte von Waldschnepfen in einem Teil des Hegeringes 1.
SchülerInnen der 6. Klasse des BRG Schloss Wagrain sollten in einem wenige Hektar umfassenden Areal eine flächendeckende Zählung der dort streichenden Schnepfen vornehmen.
Sie sollten – verteilt auf mehrere Balzplätze, die Vögel beobachten und Ort und Sichtung notieren. Die Ergebnisse sollten dem OÖLJV übermittelt werden.
Aufgrund der spontanen Unterstützung durch die Jagdleiter und 40 Jägern aus den Revieren Aurach/H. EJ Waldgut Seeberg, EJ Seeleiten, Stift Schlögl, Schörfling und Weyregg konnte das Kleinprojekt auf ein Gebiet von mehr als 6000ha ausgeweitet und mit einem Raster aus Kontrollpunkten überzogen werden. Etwa 50 Beobachtungsdaten von Jägern und SchülerInnen wurden nun im Rahmen des Ökologieunterrichtes am BRG Vöcklabruck bearbeitet und interpretiert:
54 der beobachteten Schnepfen waren männlich. Elf weiter waren stumm.
Bezieht man sich auf verschiedene Angaben aus der Literatur, beanspruchen männliche Schnepfen ein Streichgebiet von ca. 40ha mit einem Durchmesser von rund 600m, die Reviere überlappen sich aber zum Teil.
Demzufolge bedingt die solitäre Lebensweise der Waldschnepfen eine zwar flächendeckende, aber lockere Verteilung der Individuen. An ökologisch bedeutenden Flächen, wie z. B. Nasszonen können höhere Schnepfendichten auftreten.
Geht man von der genannten Reviergröße und einem individuellen Lebensstil der Schnepfen als Einzelgänger aus, kann man für das gesamte Beobachtungsgebiet eine Mindestpopulation von 82 männlichen Exemplaren berechnen. Die aktuellen Beobachtungen und die Tatsache, dass die Reviere stark überlappen, lassen eine vorsichtige Schätzung hinsichtlich einer deutlich höheren Populationsdichte zu. Errechnet man aus allen Beobachtungspunkten die durchschnittlich gezählten Schnepfenhähne, gelangt man zu einem Ergebnis von 1,4 Exemplaren. Bildet man das arithmetische Mittel der bestätigten Sichtungenausschließlich an Kontrollpunkten, ergeben sich durchschnittlich 2,3 Exemplare.Diese Zahlen und vor allem die Tatsache, dass an den meisten Beobachtungsständen mehr als ein Schnepfenhahn zu beobachten warer, relativiert die errechnete Mindestpopulation drastisch. Die Überlappung der einzelnen Reviere dürfte demnach wie in Abb. 1 grafisch dargestellt erheblich sein und die errechnete Populationsdichte beträchtlich erhöhen. Genauere Zahlen bezüglich der tatsächlichen Populationsgröße lassen sich aus den gewonnenen Daten nicht eruieren – sie bleiben eine Schätzung!
Schlussbetrachtung:
Das beschriebene Projekt ist als Versuch einer genaueren Populationserfassung von Waldschnepfen zu werten. Die Ergebnisse sind nur bedingt aussagekräftig. Es zeigt aber, dass die Jägerschaft der Gegenwart mehr Idealismus und Interesse am Artenschutz aufbringt, als ihr vielfach zugestanden wird!
Wie sonst könnte man die Bereitschaft der Jäger erklären, sich spontan einem populationsökologischen Projekt zur Verfügung zu stellen?
Es zeigt, dass Zusammenarbeit zwischen Jagd, Schule und anderen, an der Natur interessierten Personen ein weiterer, viel versprechender Schritt in Richtung positiver Präsenz der Jagd in der Öffentlichkeit darstellt!
Dr. Roman Auer