Abschuss von Rehen, Hirschen und Gämsen – Muss das sein?
Ein Artikel von Mag. Christopher Böck, Wildbiologe
Viele hundert Jagdgebiete wurden in den letzten Wochen von den jeweiligen Jagdausübungsberechtigten, den Vertretern der Grundbesitzer und Vertretern des Forstdienstes begangen. Grund ist die Erstellung der Abschusspläne für Rehe, und dort, wo sie vorkommen, für Hirsche, sogenanntes Rotwild, und Gämsen. Die Zahl der zu erlegenden Tiere ist nicht zufällig gewählt und entspringt nicht der sooft zitierten „Schießwut“ der Jäger. Vielmehr wird der Einfluss der Pflanzenfresser auf die für die Forstwirtschaft relevanten Baumarten erhoben und aufgrund dessen die Abschusshöhe erstellt. Doch nicht alleine die Abschusshöhe ist dabei relevant. Es muss vielmehr auch auf die Struktur der Wildbestände achtgegeben werden, denn wichtig ist auch, dass mittelalte und erfahrene Tiere geschont, junge und alte dagegen vermehrt erlegt werden.
Dahinter stecken eigentlich nur „natürliche“ Überlegungen, denn die Natur zeigt den Menschen vor, welche Altersklassen früher sterben. So ist eben die Jungensterblichkeit zum Teil erheblich und natürlich verenden auch ältere Tiere eher als die vitalen in der sogenannten Mittelklasse. Diese Vorgehensweise ist aber nicht nur für die Sozialstruktur der einzelnen Wildarten wichtig, sondern in weiterer Folge profitiert auch der Mensch davon. Denn durch die richtige Bejagung wird Verbiss, also das Abbeißen der kleinen Baumwipfel durch Rehe, Hirsche oder Gämsen im Wald, aber auch das Schälen (der Rinde von größeren Bäumen) durch Rotwild minimiert.
Wie kann der Naturfreund helfen?
Sie als Naturliebhaber und Naturnutzer können auch helfen! Wie? Ganz einfach: Bleiben Sie auf Wegen und Routen, meiden Sie Wildfütterungen und die Wohnzimmer des Wildes – gerade wenn Schnee liegt. Denn bei Kälte und Schnee benötigen die Wildtiere Ruhebereiche, um sich auf die Situation einstellen und mit ihrer Energie haushalten zu können. Das ist nicht nur überlebensnotwendig, sondern dient indirekt auch der Forstwirtschaft, denn Stress und kräfteraubende Fluchten erzeugen Hunger. Hunger, der unter Umständen an den kleinen Forstbäumen gestillt wird…
Die Tatsache, dass Oberösterreich eine Kulturlandschaft ist – und keine unberührte Natur, wo andere Gesetze herrschen –, lassen einfach weniger Tiere bestimmter Arten zu, die dann reguliert werden müssen. Die Jagd ist aber sicher mehr als „Schädlingsbekämpfung“ und hat auch Aufgaben zu erfüllen, die der Allgemeinheit zugutekommen. Zuallererst hervorragende Lebensmittel!
Fototext: Rehe sollten im Einstand, also in ihrem Wohnzimmer, möglichst nicht gestört werden, damit sie mit ihrer Energie im Winter haushalten können.Bleiben Sie als Wanderer, Langläufer oder Tourengeher daher auf den Wegen und Routen und helfen Sie so den Tieren!
Foto: Ch. Böck
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