Die Rohrweihe in Oberösterreich

Die Rohrweihe in Oberösterreich, OÖ LJV

Feind der Ratten und Wiesel oder der Junghasen? Ein Artikel von Dr. Helmut Steiner, Quelle OÖ Jäger Nr. 164 (September 2019)

Sehr präzise beschreibt der Jäger, Naturschutz-Pionier und Schriftsteller Hermann Löns vor über 100 Jahren die Ästhetik des Rohrweihen-Balzfluges:

„Ein Schemen strich über das Rohr, ein Schatten fiel auf das Wasser, ein dünner Pfiff erscholl, ein klägliches Schreien erklang. Ein großer brauner Raubvogel streicht über die Fledderwiese, weht empor, schaukelt nieder, schwebt zurück, schwimmt über den Rohrwald, biegt um das Weidicht, hebt sich über die Birken, verschwindet bei den Schlehen, taucht in der Bucht wieder auf, rudert an dem Ufer entlang, klaftert über die Insel fort, ist fort, ist wieder da, hebt sich höher und höher, erlischt zum Fleckchen, kreist oben im Blau, zieht weitere Ringe und kommt herabgeflattert, taumelt, als wären ihm die Schwingen zerschossen, überschlägt sich, stürzt fast bis auf die goldenen Kuhblumen in der Wiese, kreischt einen gellenden Katzenschrei, steigt mit angestrengten Flügelschlägen wieder empor, bis er fast auslischt in der Höhe, wird wieder hinabgeschleudert und steigt wieder empor, tief unten in den Wiesen abermals hinunterwirbelnd, nun hoch in der Luft und jetzt dicht über dem Boden das seltsame Spiel wiederholend, bis unter ihm ein zweiter Vogel dahinschaukelt…“

Zutreffend erwähnt er auch die vielseitige Ernährung, von Mäusen, Ratten, bis zu Insekten, Maulwürfen, Fröschen, Eidechsen, Schlangen, Fischen, Klein- und Jungvögeln, Junghasen, und dergleichen (vgl. Uttendörfer 1939, Glutz von Blotzheim et al. 1971, Schipper 1977, Bock 1978, Lange & Hofmann 2002, Mebs & Schmidt 2006, Arroyo 1997 für die Wiesenweihe).

Lebensweise

Die Färbung der Rohrweihe variiert von schokoladebraun bis hellbraun beziehungsweise blaugrau, oft mit semmelgelbem Kopf (siehe Fotos). Als Zugvogel erscheint sie bei uns normalerweise Ende März und zieht bis Ende September ab. Alte Männchen kommen als erste zurück. Die Art zieht nicht nur tagsüber, sondern auch nachts (Gatter 2000; Eigenbeob.). Sie ist in der Lage, Meere zu überqueren. Die Hauptüberwinterungsgebiete liegen in Afrika, sie kann aber auch im Mittelmeerraum überwintern (vgl. Arroyo & King 1995). Nach der Ankunft im Brutgebiet finden auffällige Balzflüge im freien Luftraum statt, wie Hermann Löns sie beschreibt.

Alte Männchen haben auch Blaugrau im Gefieder und wirken dadurch „bunt“. Die Rohrweihe ist mit rund 400-600 Gramm etwa ein Drittel leichter als ein Mäusebussard, bei ähnlicher Flügelspannweite. Wie bei allen Greifvögeln, sind die Männchen kleiner als die Weibchen. Sie beherrscht den langsamen, energiesparenden Gleitflug und kann dadurch besser über hoher Vegetation, wie Grasländern und Getreide, jagen. Sie hört sehr gut und reagiert bei der Jagd unmittelbar auf Geräusche von Beutetieren.

Emotionen sind für den Artenschutz sehr wichtig. Der Flug der Rohrweihe wirkt sicher elegant. Aus größerer Nähe weist sie ein „Wieselgesicht“ auf. Ist das der Grund, warum sie auf manche weniger sympathisch wirkt als der majestätische Rotmilan oder als Falken mit ihrem klaren Blick? Zahlreiche Gespräche mit der ländlichen Bevölkerung zeigen, dass diese Art mit Sympathie- und Akzeptanzproblemen zu kämpfen hat. Oder kommt es nicht gut an, dass sie ihrer Beute in dichte Vegetation hinterherstoßen kann, wendiger als ein Milan oder Bussard?

Bestimmung und ähnliche Greifvögel

Rotmilan: Der rötliche Rotmilan hat einen tief gegabelten Schwanz/Stoß. Außerdem besitzt er eine deutlich größere Flügelspannweite (bis über 1,5 m). Ähnlichkeit besteht, weil auch Milane einen schwebenden Suchflug durchführen, allerdings seltener so tief über dem Boden.

Schwarzmilan: Er ist farblich oft ähnlich. Der Schwarzmilan hat aber einen leicht gegabelten Schwanz/Stoß. Außerdem hat er eine größere Flügelspannweite (bis 1,5 m).

Kornweihe: Sie tritt bei uns vor allem zwischen Oktober und Anfang April auf, ebenfalls in offenen Feldlandschaften. Weibchen und Junge sind heller braun als die Rohrweihe und haben einen auffälligen weißen Bürzel (Stelle oberhalb der Schwanzwurzel). Alte Männchen sehen ganz anders aus, sie sind silbergrau mit schwarzen Flügelspitzen.

Wiesenweihe: Sie ist noch leichter gebaut (ca. 300 g). Farblich ähnelt sie sehr der Kornweihe (siehe oben). Wiesenweihen kann man bei uns meistens von Ende April bis September beobachten, allerdings deutlich seltener als die Rohrweihe.

Die Rohrweihe in Oberösterreich, OÖ LJV

Österreichisches Vorkommen

National liegen die Hauptvorkommen im Osten des Bundesgebietes (Dvorak et al. 2017). Zu nennen ist hier das Nordburgenland, vor allem das Gebiet des Neusiedler Sees mit seinem breiten, schutzbietenden Schilfgürtel, das früher das fast einzige Brutvorkommen war (Gamauf 1991, 1992, 1997). Auch im Osten Niederösterreichs erfolgte in den vergangenen 30 Jahren eine stärkere Ausbreitung, teils auch bei anderen Weihen (Sachslehner et al. 2005, 2013). Auch in anderen Bundesländern wie der Steiermark und Salzburg kam es damals zu einzelnen Bruten (Samwald & Samwald 1993, Sutter 1996).

Lage in Oberösterreich

Vor etwa 150 Jahren brütete die Rohrweihe in den Verlandungszonen der Flüsse Oberösterreichs, gehört also zur angestammten, natürlichen Tierwelt. Die Brutvorkommen erloschen danach infolge Verfolgung durch den Menschen. In den 1980er Jahren kehrte sie im Zug einer europaweiten Erholung als Brutvogel zurück (Mammen & Stubbe 2003, Gedeon et al. 2014). Bei uns war dies zuerst der Untere Inn (vgl. G. Erlinger). Später wurden dann auch das Traunviertel und andere Gebiete besiedelt. Wie etwa das Machland, das Ibmer Moor oder sporadisch das Eferdinger Becken (Steiner & Erlinger 1995). Im Traunviertel brüteten maximal fünf Paare in vier Schilfgebieten an Teichen und Flüssen. Diese waren oft erstaunlich klein oder lagen weniger als 50 m von Störungsquellen wie Parkplätzen entfernt.

Am Inn und im Traunviertel wurden durch Georg Erlinger und Helmut Steiner auch erstmals die wichtigen nahrungsökologischen Untersuchungen durchgeführt. Dazu wurden Rupfungen, Gewölle und andere Nahrungsreste an den Schilfhorsten aufgesammelt und bestimmt. Am Inn waren junge Lachmöwen aus der dortigen Großkolonie eine Hauptbeute. Im Traunviertel bei Kremsmünster war die Nahrung sehr vielseitig. Mäuse waren die Hauptbeute. Daneben wurden verschiedene Kleinvögel, Jungvögel mit eher bodennaher Lebensweise, aber auch baumbrütende Arten wie Tauben erbeutet.

Die Rohrweihe jagt demzufolge nicht nur über Feldern, Wiesen, Verlandungszonen und dergleichen, sondern auch über Waldlichtungen, Waldrändern und dringt fallweise auch in dichtere Baumvegetation vor.

Seit Ende der 1990er Jahre sind die Brutvorkommen wieder rückläufig. So brütet sie heute im Traunviertel nicht mehr regelmäßig. In diesem Zusammenhang wurden konkrete Hinweise auf menschliche Verfolgung erbracht (vgl. Schlapp 2005).

Weit verbreitet: die Nichtbrüter

Mit den Brutvögeln nicht verwechselt werden sollten die Nichtbrüter. Sie scheinen in keiner Bestandsstatistik auf, sind aber natürlich im Ökosystem wirksam. Daraus resultieren viele Missverständnisse zwischen Vogelbeobachtern und Jägern. Oftmals wenig scheu, lassen sie den Menschen auf weniger als 50 Meter an sich heran. Sie geben Anlass zu so manchen Spekulationen. Gegenwärtig können sie im ganzen Bundesland Oberösterreich auftreten. Woher kommen nun diese Nichtbrüter? Wohl aus den kopfstarken Vorkommen in Tschechien, der Ungarischen Tiefebene oder der Norddeutsch-Polnischen Tiefebene, ähnlich wie beim Silberreiher. Denn die meisten Rohrweihen brüten in ihrem zweiten oder dritten Lebensjahr noch nicht und streichen dann in nahrungsreichen Gebieten umher. Dies ist auch daran zu sehen, dass kaum jemals ausgefärbte alte Männchen unter ihnen anzutreffen sind. Die Anzahl der Nichtbrüter ist schwer anzugeben, da sie weniger ortsfest sind. Schätzungsweise treten gegenwärtig einige Hundert in Oberösterreich auf. Am zahlreichsten sind sie im August, wenn auch diesjährige Jungvögel aus dem Norden für kurze Zeit durchstreichen. Aufgrund intensiver Beobachtungstätigkeit kann man sagen, dass sie in den letzten Jahren im zentralen Traunviertel wieder etwas zurückgegangen sind.

Beute ein Mangelfaktor?

Dort, wo Kulturlandschaften sehr intensiv und ausgeräumt sind, wie Nordbayern, der Hellwegbörde oder Ostdeutschland, kann es in mäusearmen Jahren zu Nahrungsengpässen bei der Jungenversorgung der Weihenarten kommen (vgl. Arroyo 1998, Joest 2011, Härting & Illner 2012, H. Illner per mail). In Oberösterreich ist dies weniger der Fall.

Feldhase und Rohrweihe

Im Burgenland ergab eine Umfrage der Universität für Bodenkultur, dass ein Großteil der Jagdausübungsberechtigten der Ansicht war, die Rohrweihe würde erwachsene Hasen erbeuten (C. Böck per mail, Haindl 2013). In Wirklichkeit hat die Rohrweihe jedoch schwächere Fänge (Krallen) als der Mäusebussard, und Hasen über 400-500 g können kaum noch bewältigt werden. Hasen wachsen also sehr schnell aus dem Beutebereich der Rohrweihe heraus (Zörner 1996). Der Feldhase ist keinesfalls die Hauptbeute der Rohrweihe.

Erbeutung von Ratten und Wieseln

Für eine nüchterne Betrachtung ist es wichtig, dass die Rohrweihe ein Hauptfeind für Ratten und Wiesel ist.

Bei Fahrten mit dem Mähdrescher fällt auf, wie häufig sich Wanderratten in den großen, strukturarmen Getreidefeldern tummeln. Weniger auffällig sind die Wiesel, wo überfahrene Straßenverkehrsopfer andeuten, wo sie überall vorkommen. In diesen Lebensräumen haben sie wenige Feinde, die auf sie zugreifen können.

Wanderratten und auch Wiesel sind Fressfeinde von Gelegen der Bodenbrüter, also Wachtel, Rebhuhn, Fasan, Kiebitz, Feldlerche und dergleichen.

Sowohl Ratten als auch Wiesel haben mit 100-300 Gramm die optimale Beutegröße für die Rohrweihe, und sind in zahlreichen Studien als ihre Beute dokumentiert. Auch Fotoaufnahmen von diesen Erbeutungen existieren (z.B. Bijlsma 1993, mit Wiesel). Einmal in die Luft gehoben, sind diese bissigen Tiere relativ wehrlos.

Letztendlich kann deshalb die Wirkung auf Niederwild derzeit niemand seriös beurteilen (vgl. Mönkkönen et al. 2007). Denn wenn die Bestände der Wanderratten und Wiesel auf den Feldern deutlich reduziert werden, ist dies sehr günstig für die Gelege der Rebhühner und Fasane. Hier besteht noch großer Forschungsbedarf.

Die Rohrweihe ist auch ein Nestfeind für die kleineren Weihenarten, wie Wiesenweihe und Kornweihe.

Besserer Schutz des Niederwildes braucht bessere Räuber-Beute-Forschung

Allenfalls kann man gewisse Analogieschlüsse aus sehr umfangreichen Untersuchungen an der verwandten Kornweihe aus Großbritannien ziehen (Redpath 1991, Redpath & Thirgood 1999, Thirgood et al. 2000a,b, Amar et al. 2004, Baines et al. 2008, Thirgood & Redpath 2008). Hier wurden Einflüsse auf Singvögel, Watvögel und Moorschneehühner untersucht. Mittels umfangreicher Bestandserhebungen der Beutepopulationen in einer ganzen Reihe von Gebieten, Nahrungsanalysen, Frequenz der Beuteübergaben aus Verstecken und dergleichen. Es konnte durchaus zu Einflüssen kommen, jedoch vor dem Hintergrund der Verschlechterung des Habitats, weil sich unter dem Einfluss des Menschen Heidekrautgebiete in grasdominierte Vegetation veränderten. Hohe Bestände von Mäusen und des Kleinvogels Wiesenpieper ermöglichten einen „Nahrungsgrundstock“ und Anziehungsfaktor im Gebiet für die Weihen, die dann sekundär auf die Moorhühner zugriffen.

Aus Oberösterreich liegen Beobachtungen vor, dass Fasanenhähne Rohrweihen erfolgreich vertreiben konnten (J. Sperrer pers. Mitt.). Mittlerweile liegen auch aus Österreich erstmals substanzielle Untersuchungen an Bodenbrütern vor, die die Räuber-Beute-Beziehung mehr als nur beschreibend analysieren (Fallbeispiel Kiebitz, Steiner 2014, 2017, 2018). Das heißt, dass sowohl die räumliche als auch die zeitliche Dichteabhängigkeit der Prädation beurteilt werden kann. Dies ist nur möglich, wenn gleichzeitig großräumige und langfristige Bestandserhebungen der Beute und zusätzlich ebensolche Beuteanalysen beim Prädator durchgeführt werden. Damit sind wir in der Lage, Schutzprojekte sowohl für alle Kulturlandvögel, als auch das Niederwild auf eine völlig neue Basis zu stellen.

Brutgewohnheiten

Wie fast alle Weihen, ist auch die Rohrweihe ein Bodenbrüter. In den Bäumen wäre sie auch den ökologisch ähnlichen Bussarden unterlegen, auch bei der Nestverteidigung. Sie geht entweder in Schilf oder in Getreide und dergleichen, was bei uns allerdings kaum vorkommt. Dabei wird eine Plattform aus Halmen oder Reisig errichtet. Die Gelegegröße umfasst meist vier bis sechs Eier, denn am Boden können viele Feinde die Brut gefährden. Flügge werden allerdings nur selten alle Jungen, denn infolge Nahrungsmangel gehen bei vielen Weihen die jüngsten Nestgeschwister häufig zugrunde (vgl. Arroyo 1994, 1998). Nach Steiner & Erlinger (1995) sind es meist vier Junge. Das ist mehr als bei heimischen Mäusebussarden, wo es meist zwei (oder drei) sind, oder bei Habichten, der ebenfalls meist zwei oder drei Junge zum Ausfliegen bringt. Es ist auch mehr als bei Rotmilanen, wo es hierzulande meist drei (zwei bis vier) sind (H. Steiner unpubl. Daten).

Die Rohrweihe ist Nesthocker und beginnt mit dem Gelege erst, wenn das Getreide höher steht, also Ende April und Mai. Die Brutzeit dauert allerdings über zweieinhalb Monate, sodass die Getreideernte beginnt, bevor die Jungen flügge sind. Damit haben die Jungen nur geringe Überlebenschancen, falls keine speziellen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. 2018 kam es zu einer Dreierbrut in Getreide auf der Traun-Enns-Platte, die erfolglos verlief. In Schilfgebieten kann die Brut auch bereits Ende März, Anfang April starten und die Jungen können so wie Mäusebussarde und Habichte Ende Juni flügge werden. In manchen Fällen kommt es bei Weihen auch zur Polygynie, also dass ein Männchen mehrere Weibchen hat (vgl. Arroyo 1996, 1999). Dafür sind gute Nahrungsbedingungen die Voraussetzung, wie Mäusejahre oder die Nähe von Vogelkolonien.

Fressfeinde der Weihen

Es gibt kaum konkrete Forschungsergebnisse zur Wirkung natürlicher Feinde bei den Weihen. Ist es deswegen unwissenschaftlich, diese Frage näher zu diskutieren? Mitnichten. Lange Zeit spielten diese Fragen weder in Lehre und Forschung der universitären Wildbiologie Mitteleuropas, noch bei herkömmlichen Vogelbeobachtern eine Rolle. Erst recht nicht in der Jagdpraxis. Heute weiß man jedoch, dass bei allen kleineren, mittleren und sogar vielen größeren Beutegreifern nicht nur das Nahrungsangebot, sondern auch die Fressfeinde ganz oben als ökologischer Faktor kommen (Chakarov & Krüger 2010, Steiner 2015, Hoy et al. 2015, 2016, Mueller et al. 2016, Björklund et al. 2016, Lyly et al. 2016): Es kommt nicht ausnahmsweise, sondern regelhaft zu kaskadenartigen Effekten von oben nach unten im Ökosystem.

Als Jungenfeinde sind vor allem Fuchs und Wildschwein, auch Marder und Iltis zu nennen. Das Wildschwein kommt vor allem für das noch wichtigste Vorkommen im Bundesland, den Unteren Inn, in Betracht, wo es stark zugenommen hat (Mag. W. Windsperger pers. Mitt.). Für die Altvögel gibt es zusätzlich folgende Feinde: Uhu, Habicht, und Kaiseradler. Der Uhu kann sie vor allem am Bodenschlafplatz überraschen. Der Habicht greift sie am ehesten in schnellem, bodennahen Flug, entsprechend seiner bevorzugten Jagdweise. Er ist den Weihen kräftemäßig weit überlegen. Die Erbeutung von Weihen durch Habichte wurde neben Bayern und anderen Gebieten auch für Oberösterreich bereits mehrfach nachgewiesen (Inst. f. Wildtierforschung, H. Steiner; Bezzel et al. 1997). Kaiseradler können auch die Nestlinge von Weihenarten deutlich dezimieren, wie kasachische Studien zeigten. Ob der Wanderfalke nicht nur Kornweihen (Zuberogoitia et al. 2012), sondern auch Rohrweihen erbeutet, ist schlecht erforscht.

Eine Ausbreitung des Uhus in die hauptsächlich von Rohrweihen frequentierten Tiefebenen findet gegenwärtig statt. Ab welcher Dichte dieser Feind die Bestände der Rohrweihe beeinflusst, ist derzeit nicht bekannt. Die gegenwärtige Uhu-Dichte ist aber sicher zu gering, dass stärkere Effekte auf die Rohrweihenpopulation auftreten. Dies kann sich aber schnell ändern, wie das Beispiel der starken Uhu-Zunahme im Tiefland von Schleswig-Holstein zeigt.

Mehr Wirkung haben jetzt die Feinde unter den Säugetieren, die weit höhere Dichten erreichen können. Der Habicht geht auf der Traun-Enns-Platte seit 25 Jahren zurück, vor allem an deren Rändern, wie detaillierte Untersuchungen nachwiesen (Steiner 2015). Auch der Kaiseradler befliegt bereits das Land Oberösterreich, wie satelliten-telemetrierte Vögel zeigten, und ist nicht am Ende einer Entwicklung, sondern steht erst am Anfang, je nachdem, wie sehr man ihn akzeptieren wird. Damit werden sich auch die Lebensbedingungen der Rohrweihen und anderer Beutegreifer verändern.

Aufruf

Liebe Leser!

Das Institut für Wildtierforschung und -management koordiniert seit gut 30 Jahren die fachlich gute Erfassung gefährdeter Greifvögel in Oberösterreich. Dies ist auch weiterhin so. Deshalb bitten wir, Bruten und Brutverdacht bei Milanen, Weihen, Adlern, Wanderfalken (besonders außeralpinen) und dergleichen weiter direkt an hsteiner@forumartenschutz.at zu mailen. Nur diese Vorgangsweise garantiert einen effizienten Schutz.

Dank

Ich danke der Naturschutzabteilung des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung, Herrn Ing. Gerald Neubacher und Herrn Dipl.-Ing. Josef Forstinger, für die Unterstützung des Artenschutzprojektes Rohrweihe. Georg Erlinger (+) überließ mir sein umfangreiches Datenmaterial zu Bruterfolg und Ernährung der Rohrweihe am Unteren Inn. Karl Huber danke ich für die Vermittlung von Bildmaterial und Beobachtungsdaten, Martin Brader für solche aus den 1990er Jahren. Mag. W. Windsperger stellte aktuelle Informationen vom Unteren Inn zur Verfügung. Zahlreichen Jägern und Jagdleitern aus Oberösterreich danke ich für Diskussionen und Beobachtungen zur Biologie der Rohrweihe, z.B. Herrn Winklerebner (Dietach), ebenso Landwirten, wie Herrn Gruber. Für Bildmaterial danke ich den Herren Thomas Krumenacker und Gerhard Rotheneder herzlich.

Literatur

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Fotos: G. Rotheneder, T. Krumenacker

   
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